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Sachspenden, finanzielle Unterstützung, eine helfende Hand

Engagement, das den Unterschied macht

Anastasiya Bäcker engagiert sich für ukrainische Familien mit Kindern mit Handicap

„Irgendwann wurden aus fünf Familien zehn, aus zehn Familien zwanzig und heute betreue ich insgesamt 120 ukrainische Kinder.“
Anastasiya Bäcker

Oft sind es die kleinen Geschichten, die die Menschen glücklich machen. Die Geschichte unserer ukrainischen Kollegin Anastasiya Bäcker (36) ist alles andere als klein, sie stimmt einen glücklich und lässt vor allem Hoffnung schöpfen. In einer Zeit, in der sich die schlimmen Kriegsereignisse in der Ukraine überschlagen, sind Menschen wie Anastasiya wichtiger denn je. Denn sie schaffen es, mit ihrem Engagement den entscheidenden Unterschied in einer Welt zu machen, die auch ohne diesen Krieg viele andere Probleme zu meistern hätte.

Die Geschichte von Anastasiya zeigt, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben und sich zu engagieren. Sie kümmert sich bereits seit vielen Jahren um ukrainische Familien mit Kindern, die ein Handicap haben. Im Interview erzählt sie uns, warum ihr Start ins Ehrenamt eine große Enttäuschung war, welche ihrer Projekte die Fonds Finanz unterstützt und ihr besonders am Herzen liegen und wie sie es schafft, als alleinerziehende, vollzeitarbeitende Mutter 120 Familien zu unterstützen.

Das Interview

ff: Anastasiya, du engagierst dich seit vielen Jahren für ukrainische Familien. Wie kam es dazu?
AB: Das fing alles vor zehn bis fünfzehn Jahren ganz klein an. Außer dass ich selbst ursprünglich aus der Ukraine komme und vor allem helfen wollte, gab es keinen wirklich ausschlaggebenden Grund dafür. Also fing ich damit an, zu besonderen Anlässen wie Weihnachten, Ostern oder an Geburtstagen zehn bis zwanzig Kindern mit Handicap eine Freude zu bereiten. Damals habe ich die Wunschlisten der Kinder einfach an meine Bekannten und Verwandten verteilt, die Päckchen gesammelt und an die Kinder in die Ukraine geschickt. Irgendwann wagte ich mich an eine größere Spendenaktion – das muss 2008/2009 gewesen sein. Da kamen die Eltern eines krebskranken Kindes aus der Ukraine auf mich zu und baten mich um Hilfe. Sie wollten die Chemotherapie und die Behandlungen für ihr Kind in Deutschland durchführen lassen. Also habe ich gemeinsam mit zwei Freundinnen angefangen, die dafür nötigen 150.000 Euro zu sammeln. Leider haben wir den Fehler gemacht, das Geld auf den privaten Konten der Eltern zu sammeln, die das Geld letztlich für einen Wohnungs- und Autokauf zweckentfremdet haben. Das Kind hat in der Ukraine eine kostenfreie Chemotherapie bekommen. Für uns drei Freundinnen war das damals ein Schlag ins Gesicht, als wir davon erfuhren.

ff: Wir wissen, dass du dich heute immer noch für ukrainische Familien stark machst. Wie hast du diesen Rückschlag verkraftet?
AB: Meine beiden Freundinnen sind heute nicht mehr ehrenamtlich tätig. Sie sind da komplett raus und haben es nicht verkraftet. Auch ich habe erst mal ein Jahr lang Abstand gewinnen müssen und alle ehrenamtlichen Projekte auf Eis gelegt. Es war wirklich sehr enttäuschend – das Kind hat den Krebs nicht besiegt und ist verstorben. Die medizinischen Standards waren ja auch nicht mit den deutschen vergleichbar. Letztlich habe ich diesen Rückschlag mit viel Zeit, Abstand und professioneller Hilfe überwunden.

ff: Hast du nach dieser ersten Erfahrung etwas an deiner Vorgehensweise geändert?
AB: Der Drang in mir, weiterhin Gutes zu tun, war immer noch da und ich habe mir überlegt, was ich anders machen kann, damit mir so etwas nicht noch einmal passiert. Mittlerweile habe ich es zur Voraussetzung gemacht, dass mir die bedürftigen Familien mit einem Fotonachweis den Erhalt und die zweckmäßige Nutzung der Spenden quasi quittieren. Auch bei Sachspenden wie Windeln oder Medikamenten lasse ich keine Ausnahmen durchgehen.

ff: Mittlerweile betreust du 120 ukrainische Familien, was bemerkenswert ist. Wie hat sich aus dem Drang etwas Gutes zu tun, eine so große Sache entwickelt?
AB: 2010/2011 habe ich erst einmal mit fünf Familien angefangen. Die waren alle unterschiedlich und kreuz und quer in der Ukraine verteilt. Irgendwann wurden aus fünf Familien zehn, aus zehn Familien zwanzig und heute betreue ich insgesamt 120 ukrainische Kinder. Das sind alles besondere Kinder, also Kinder mit Handicaps und Krankheiten, die sie und ihre Familien vor besondere Herausforderungen stellen.

ff: Gibt es nicht sehr viele Kinder, die in dieses ‚Raster‘ fallen? Wie suchst du die Familien aus, die du unterstützt?
AB: Das stimmt. Ich habe irgendwann gemerkt, dass es hinsichtlich der Hilfsbedürftigkeit der Familien doch noch mal wichtig ist, Prioritäten zu setzen. Es wären sonst zu viele Kinder und ich könnte der Aufgabe nicht gerecht werden. Also habe ich angefangen, Kriterien festzulegen und beispielsweise alleinerziehende Mütter oder Mütter, die nach einer Scheidung aus einer Mutter-Kind-Einrichtung kommen, entsprechend hoch zu priorisieren.

ff: Nachdem dein Netzwerk so gewachsen ist, hast du schon mal darüber nachgedacht, einen Verein zu gründen?
AB: Den Gedanken, einen Verein zu gründen, hatte ich schon immer, aber gerade zu Beginn meines Ehrenamts wäre mir das wegen der ganzen Auflagen, Behördengänge und der Zeit, die ich dafür benötigt hätte, viel zu aufwendig gewesen. Das war mir auch alles eine Nummer zu groß und ich war damals einfach noch nicht bereit, mich aus dieser Komfortzone zu bewegen. Heute wünsche ich mir nichts sehnlicher als eigenen Verein zu gründen, um mein Patenschaftsprojekt in Angriff zu nehmen. Aber der Aufwand ist immer noch groß – ich schreibe seit einem Jahr an der Satzung. Die aktuelle Situation in der Ukraine hat mir noch mal mehr die Augen geöffnet, dass es an der Vereinsgründung keinen Weg vorbei gibt.

Erzähl uns doch von deinem Patenschaftsprojekt – wie können wir uns es vorstellen?
AB: Ich habe es gedanklich schon alles geplant. Auch der Name Charity Robin Hood e. V. steht. Sobald der Verein gegründet ist, möchte ich ein Patenprogramm auf die Beine stellen. Die Idee ist, eine Webseite mit Bildern von den Kindern online zu stellen, sie gemeinsam mit ihren Familien kurz vorzustellen und alle für sie benötigten Sach- oder Geldspenden aufzulisten. So kann ein Pate selbst entscheiden, welches Kind bzw. welche Familie er unterstützen möchte. Im Moment lässt sich dieses Projekt allerdings mit den 120 Kindern leider nicht so einfach umsetzen. Aktuell befinden sich etwa 60 bis 70 Kinder noch in der Ukraine und die restlichen Kinder sind wegen des Kriegs in ganz Europa verstreut. Dies erschwert die Logistik der Spenden, aber ist zum Glück nicht ganz unmöglich.

ff: Also gut die Hälfte der Kinder befinden sich noch in der Ukraine. Warum haben sie keine andere Zuflucht gefunden?
AB: Das sind Familien, die die Ukraine nicht verlassen, obwohl sie theoretisch die Möglichkeit gehabt hätten. In den meisten Fällen konnten sie sich wegen der instabilen Lage ihrer Kinder eine Flucht aus dem Land nicht vorstellen. Trotz meiner Überzeugungsversuche haben sie mir erklärt, dass sie sich aufgrund der Beeinträchtigungen der Kinder nicht einmal vorstellen können, 100 Kilometer auf sich zu nehmen. Viele Familien wollen auch nicht voneinander getrennt werden. Und dann gibt es noch die Familien, die trotz des Krieges große Ängste und Sorgen haben, was sie in der fremden Ferne erwartet.

Wie steht es aktuell um die Versorgung der Kinder und wie bleibst du mit ihren Familien in Kontakt?
AB: Die Infrastruktur ist komplett zerstört. Schlimm ist vor allem, dass ich keine Medikamente mehr zustellen lassen kann. Während ich vor dem Krieg noch problemlos jeden Monat Pakete voller Sachspenden mit einem Gewicht von bis zu 300 Kilogramm gezielt zustellen lassen konnte, stehe ich heute vor riesigen Herausforderungen, damit mal irgendwas dort ankommt, wo es auch hingehört. Für die Kinder und Familien ist das natürlich eine schlimme Situation, die im Moment fast ausweglos ist. Mit den Familien stehe ich über verschiedene Messenger-Dienste in Kontakt. Zumindest klappt das noch relativ gut.

ff: Wie finanzierst du die Logistik, Mittel und Spenden, die du für die Kinder sammelst?
AB: Das meiste organisiere ich tatsächlich über Facebook. Dort habe ich ein sehr großes Netzwerk aus verschiedenen Gruppen, das mir bei der Beschaffung sämtlicher Spenden zur Seite steht. In der Gruppe, die für die Finanzierung der Versandkosten bereitsteht, sind ausschließlich russisch-, ukrainisch-, weißrussisch- und georgisch-sprachige Menschen aktiv. Das läuft dann so ab, dass ich für den Transport eine Anfrage einstelle und darin mitteile, wie viel ein Fahrer kostet und welche Versandkosten innerhalb der Ukraine noch hinzukommen. Für 200 Kilogramm Sachspenden können das schon mal 320 Euro für den Fahrer sein und noch mal 70 Euro bis 80 Euro für Versandkosten hinzukommen.

ff: Okay. Das sind jetzt nur die Kosten für Logistik und wie sieht es mit den Spenden aus?
AB: Die tatsächlichen Spenden kommen aus einer in Deutschland ansässigen Facebook-Gruppe, die wir vor Jahren gegründet haben. Diese Gruppe organisiere ich gemeinsam mit meiner Partnerin Olga Reisig schon seit vier Jahren. Hier sind ausschließlich deutschsprachige Spender aktiv, die selbst Kinder mit Handicap haben und Medikamente, Windeln und Sondennahrung bereitstellen, die von ihren Kindern übriggeblieben sind. Theoretisch müssten sie diese Sachen wegwerfen. Da die Sondernahrung aber noch drei bis vier Monate genutzt werden kann, verschenken sie sie an ukrainische Kinder.

ff: Mit Olga hast du noch eine Partnerin an Bord. Wie funktioniert eure Zusammenarbeit?
AB: Wir haben uns die Bundesrepublik quasi in Gebiete aufgeteilt. Es ist so, dass Olga Baden-Württemberg und alles nördlich davon übernimmt und ich für die Gebiete Bayern bis Berlin zuständig bin. Das heißt, wenn uns ein Spender anschreibt und Waren zur Verfügung stellen möchte, die wegen der geringen Haltbarkeit beispielsweise innerhalb von zwei Wochen abgeholt werden müssen, fragen wir alle transportspezifischen Daten wie Inhalt, Umfang, Gewicht etc. ab und lassen uns ein Foto vom Paket zuschicken. In den entsprechenden Fahrergruppen holen wir Angebote ein und organisieren so den Transport in die Ukraine.

ff: Wie geht es mit dem Weitertransport der Ware in der Ukraine weiter?
AB: In der Ukraine haben wir insgesamt drei Anlaufstellen in Charkiv, Saporischschja und Lwiw bei unseren sogenannten Mamis, die wir auch Drachen nennen. Wir haben fünf Mamis, die die erhaltenen Spenden in einer eigenen Facebook-Gruppe posten und so für die gerechte Umverteilung der Güter sorgen. Sobald die Ware bei den Hilfsbedürftigen angekommen ist, lassen wir uns von ihnen den Erhalt der Ware mit einem Foto bestätigen und posten dieses Bild in alle beteiligten Gruppen – quasi als Nachweis, dass die Ware ihren Zweck erfüllt hat und vor allem gut angekommen ist. Zusätzlich kontrollieren die Mamis sämtliche Gruppen und Verkaufsplattformen, um sicherzugehen, dass die gespendete Ware nicht irgendwo gegen Bezahlung verkauft wird. Zwei Mal konnten wir durch diesen Kontrollmechanismus bereits verhindern, dass sich jemand daran bereichert. Es wäre für meine Organisation sehr schädlich, wenn Spenden nicht dort ankommen, wo sie benötigt werden. Wenn solche Fälle größere Ausmaße annehmen, schadet das nicht nur der Organisation, sondern uns würden die Spender wegbrechen. Vertrauen bedeutet einfach alles, wenn es um Spenden und Ehrenamt geht!

ff: Neben den 120 Familien hast du weiteren 84 ukrainischen Familien dabei geholfen, mit ihren behinderten Kindern vor dem Krieg zu fliehen. Wie hast du hier unterstützt?
AB: Sobald mir die Information vorlag, dass sich eine Familie auf den Weg zur polnischen Grenze gemacht hat, habe ich erst mal alle für mich wichtigen Details abgefragt: Alter des Kindes, Diagnose, wie viele Menschen in Begleitung sind oder ob nur ein Elternteil oder beide dabei sind. Vor allem die Diagnose war sehr wichtig. So konnte ich besser abschätzen, wohin die Weiterreise gehen soll. Letztlich hat aber jede Familie selbst entschieden, ob sie in Polen bleiben oder in Länder wie Österreich, Schweiz, Schweden, Norwegen, Dänemark oder Deutschland weiterreisen wollen. Zwei Familien sind in München untergekommen. Sie leben in Wohnungen, die die Fonds Finanz zur Verfügung gestellt hat.

ff: Gibt es in Deutschland Vereine, die auch speziell ukrainischen Kindern mit Handicaps helfen?
AB: Seit 2009 gibt Die Sputniks e. V. aus Berlin, die allen russischsprechenden Familien mit Kindern mit Beeinträchtigungen in Deutschland helfen. Sie sind hervorragend vernetzt und unterstützen in Selbsthilfegruppen und vier Filialen in Deutschland bei Behördengängen, Arztbesuchen und in vielen weiteren organisatorischen Belangen.

ff: Die Fonds Finanz hat auch einige Ukraine-Projekte unterstützt. Unterstützt dich die Fonds bei deinen Projekten?
AB: Ich bin ja erst seit September 2020 bei der Fonds Finanz und wollte die Grenze zwischen meiner Arbeits- und Privatwelt gerne beibehalten. Mein Team wusste natürlich vom ersten Tag an darüber Bescheid, was ich mache, wenn ich nicht gerade an einer Abrechnung sitze. Aber durch den Krieg war das Thema Ukraine so aktuell, dass mein Engagement innerhalb der Firma noch augenscheinlicher wurde – und das auch bei der Geschäftsführung. Es kam auch zum Gespräch zwischen Norbert und mir und er hat mir sofort Hilfe angeboten, damit ich die letzten Vorkehrungen für meine Vereinsgründung in Angriff nehmen kann. Das empfinde ich als sehr großzügig und keinesfalls selbstverständlich für einen Arbeitgeber. Außerdem hat Norbert einen Vorschuss für die Familien geleistet, die ich hier in München betreue. Da die ersten Leistungsbezüge aus Kapazitätsgründen bei den Behörden lange auf sich warten lassen, hat er sofort seine Unterstützung angeboten.

ff: Du hast dich mit deinem Engagement schon immer für ukrainische Kinder mit Handicap eingesetzt. 2016 bist du dann selbst Mutter eines besonderen Kindes geworden. Was hat das in dir ausgelöst?
AB: Ehrlich gesagt kann ich das gar nicht wirklich in Worte fassen. Für mich war das nicht zu erklären. Als mich die Ärzte vor der Geburt darüber aufklärten, wollte ich das nicht wahrhaben und im ersten Moment auch nicht akzeptieren. Hätte ich jedenfalls im Vorfeld nicht den Austausch mit anderen ukrainischen Müttern gehabt, die ihren Erfahrungsschatz mit mir geteilt haben, wäre es für mich viel schwieriger geworden. Auch wenn die tägliche Konfrontation mit dem Thema nicht damit gleichzusetzen ist, selbst ein Kind mit Handicap großzuziehen – die vorzeitige jahrelange Auseinandersetzung mit diesem Thema hat mir sehr geholfen, mit meiner eigenen Situation besser umzugehen.

ff: Du lebst und arbeitest in München und bist alleinerziehend mit einem sechsjährigen Sohn. Hast du jemanden, der dich vor Ort bei deinen ehrenamtlichen Aufgaben unterstützt?
AB: Von München aus habe tatsächlich nur ich aktuell die Zügel in der Hand. Aber ohne die Unterstützung meiner Partnerin Olga, die in Speyer lebt, würde ich das nicht schaffen. Richtig aktiv werden wir immer erst in den Abend- und Nachtstunden, wenn unsere Kinder schlafen. Anders würde es auch kaum funktionieren. Außerdem teile ich die Intensität meiner zeitlichen Verfügbarkeit mit Olga auf. Am Anfang des Monats schraube ich meine Ehrenamtsstunden etwas runter, da wir uns im Team intensiv mit den Abrechnungen unserer Makler beschäftigen. Gegen Ende eines jeden Monats ist in Olgas Job mehr los und so ergänzen wir uns perfekt. Olga ist auch diejenige, die die deutsche Facebook-Gruppe, durch die wir unsere Sachspenden bekommen, von Null aufgebaut hat. Meine Stärken lagen schon immer eher im Bereich Logistik und Finanzen.

ff: Es gibt Familien, die mit den ganz normalen Herausforderungen, wie dem optimalen Einklang zwischen Arbeit und Kindern, im Alltag überfordert sind. Wächst dir nicht auch manchmal alles über den Kopf?
AB: Natürlich gibt es Momente, die auch mich an meine Grenzen bringen. Letztlich würde ich aber nichts in meinem Leben missen wollen oder anders machen. Alles kommt, wie es kommen muss und das zum richtigen Zeitpunkt. Außerdem sehe ich meinen Job nicht als Mittel zum Zweck an, sondern er hilft mir wirklich abzuschalten. In der Abrechnung arbeite ich fast ausschließlich mit Zahlen und die sprechen nicht, die sind ruhig und ich kann mich fokussieren. Das gibt mir Kraft.

ff: Was macht die ganz private Anastasiya am liebsten?
AB: Genau das, was ich bisher erzählt habe – anderen zu helfen ist mein Hobby. Wenn mich eine Mutter unter Tränen anruft und mir für die Spenden dankt, die sie erhalten hat, dann geht mir das Herz auf. Eine bessere Belohnung gibt es nicht. Solche Nachrichten bekomme ich täglich und sie geben mir die Kraft weiterzumachen. Wegschauen und Nichtstun wäre nichts für mich.

ff: Wie können wir uns einen Tag mit dir vorstellen? Mit welchem Ritual beginnst du ihn?
AB: Ich schaue als erstes aufs Handy und gehe meine To-dos durch. Erst danach schalte ich die Kaffeemaschine ein. Um 06:30 Uhr fange ich aus dem Homeoffice an zu arbeiten und um sieben Uhr wacht mein Sohn auf. Zum Glück ist er trotz seiner Beeinträchtigung sehr selbstständig, kann sich anziehen und sogar schon sein Frühstück zubereiten, bevor wir mit der U-Bahn zu seinem Kindergarten fahren. Den Weg zurück gehe ich immer zu Fuß. Das sind meine 20 bis 30 Minuten am Tag, die mir gehören, um mich zu bewegen, Kraft zu tanken und runterzukommen, bevor der weitere Tagesablauf weitergeht.

ff: Du bist ursprünglich aus der Ukraine. Hast du selbst noch Verwandtschaft dort?
AB: Mein Onkel und seine Familie sind in der Nähe von Kiew geblieben. Nur meine Großmutter lebt seit dem Krieg nun auch in Deutschland. Mein Onkel durfte das Land leider nicht verlassen, da er in den Krieg ziehen musste. Wir sind über Messenger, Viber oder WhatsApp in Kontakt.

ff: Die Solidarität in Deutschland gegenüber der Ukraine ist sehr groß. Wie hast du vor knapp 20 Jahren die Willkommenskultur in Deutschland erlebt, als du die Ukraine verlassen hast?
AB: Als ich 2003 mit meiner Familie nach Deutschland gekommen bin, war mir nach drei Monaten klar, dass ich nicht mehr wo anders leben möchte. Für mich war es nicht schwer, mich in Deutschland wohlzufühlen und zu integrieren. Meine Familie war in der Ukraine finanziell nicht gut aufgestellt und man konnte nur mit guten Beziehungen einen guten Job bekommen. In Deutschland ist man viel freier bei der Auswahl der Ausbildung und des Jobs – die Möglichkeiten sind insgesamt viel größer. Es ist ein offenes Land und das hat mir von Anfang an sehr gut gefallen.

ff: Die Solidarität in Deutschland gegenüber der Ukraine ist sehr groß. Wie hast du vor knapp 20 Jahren die Willkommenskultur in Deutschland erlebt, als du die Ukraine verlassen hast?
AB: Als ich 2003 mit meiner Familie nach Deutschland gekommen bin, war mir nach drei Monaten klar, dass ich nicht mehr wo anders leben möchte. Für mich war es nicht schwer, mich in Deutschland wohlzufühlen und zu integrieren. Meine Familie war in der Ukraine finanziell nicht gut aufgestellt und man konnte nur mit guten Beziehungen einen guten Job bekommen. In Deutschland ist man viel freier bei der Auswahl der Ausbildung und des Jobs – die Möglichkeiten sind insgesamt viel größer. Es ist ein offenes Land und das hat mir von Anfang an sehr gut gefallen.

ff: In deinem Leben dreht sich alles darum, anderen Gutes zu tun. Was wünschst du dir persönlich für die Zukunft?
AB: Im Moment wünsche ich mir nur, die Vereinsgründung unter Dach und Fach zu bekommen und vielleicht ein bisschen Entspannung: Handy ausschalten, am Wochenende die Türe zuzusperren und zwei Tage am Stück durchzuschlafen – ohne Anrufe, ohne Korrespondenz. Aber dafür müsste man mir das Handy schon wegnehmen.

ff: Liebe Anastasiya, vielen Dank für das Gespräch!

Verantwortung

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